
Viele Puzzleteile
Wer sich über das Thema Gesundheit Gedanken machen möchte, muss sich erst einmal fragen, was Gesundheit überhaupt heißt. „Auf der einen Seite bedeutet Gesundheit, frei von Schmerzen zu sein. Auf der anderen Seite ist es das persönliche Wohlbefinden. Beides ist am Arbeitsplatz enorm wichtig“, betont Andy Ronsiek, Geschäftsführer von BPA aus Melle.
Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, nicht nur Büros, sondern ganze Arbeitswelten einzurichten. Neben der funktionalen Einrichtung mit Möbeln steht dabei vor allem die Gestaltung der Räumlichkeiten mit Beleuchtung, Akustik oder Farbkonzepten im Fokus, um das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu erhöhen. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren der Trend weg vom Zellenbüro hin zu offenen Arbeitsflächen verschoben. Eine Entwicklung, die alteingesessenen Einzelbüro- Liebhabern Sorgen bereiten kann: „Ist das nicht zu laut? Was ist mit meiner Privatsphäre? Kann ich dann überhaupt mein Licht und meine Temperatur selbst steuern?“
Unternehmen, die eine Umstellung vom Zellenbüro auf offene Flächen planen, tun deshalb gut daran, ihre Mitarbeitenden von vornherein mit ins Boot zu holen. „Wir machen aus diesem Grund von Beginn an Workshops mit den Beschäftigten unserer Kunden, um ihnen Sorgen zu nehmen und sie bei der Gestaltung der neuen Räume mit einzubeziehen“, betont Geschäftsführer Ronsiek. Konkret hat BPA bei der Gestaltung zum Beispiel die Akustik im Fokus. So ist es auch in offenen Arbeitswelten möglich, weiterhin in Ruhe zu arbeiten – der Trick dabei: Die Hintergrundgeräusche dürfen nicht komplett eliminiert werden. „Beim Arbeiten stören uns Gespräche dann, wenn wir genau verstehen, was unsere Kolleginnen und Kollegen gerade besprechen. Ein leises Murmeln im Hintergrund aber stört die Konzentration kaum“, erläutert Ronsiek. „Wir beschäftigen bei BPA Spezialisten für Akustik und kennen zum Beispiel alle Akustikwerte unserer Möbel. Diese Werte berücksichtigen wir bei der Arbeitsplatzanalyse. Außerdem vermitteln wir nach Bedarf im Rahmen eines Akustik-Seminars Wissen über dieses Thema. Dadurch lassen sich schon viele Vorbehalte minimieren.“ Denn auch das Verhalten des Teams spielt eine große Rolle, wenn es um die Lautstärke am Arbeitsplatz geht. In den Workshops mit den Beschäftigten werden deshalb die sogenannten Lautsprecher identifiziert – also die Kolleginnen und Kollegen, die zum Beispiel besonders laut telefonieren. Damit sie den Rest des Teams nicht stören, braucht es Regeln: Sie können ihre Telefonate in extra ausgewiesene Bereiche wie eine Telefonzelle verlegen. Auch Besprechungen oder der kurze Plausch mit den Kollegen werden vom Schreibtisch entkoppelt und in andere Zonen verlegt. „Dazu braucht es ebenfalls klare Regeln, damit das Arbeiten in Open-Space-Zonen für alle funktioniert“, unterstreicht Ronsiek. „Bei uns gilt zum Beispiel der Grundsatz, nicht mehr als drei Sätze am Schreibtisch zu wechseln. Für alle längeren Gespräche suchen die Kolleginnen und Kollegen die Besprechungszonen auf.“ Das können Raum-in- Raum-Systeme, Sitzecken mit Sofas oder auch Stehplätze sein. Dieses tätigkeitsbasierte Arbeiten fördert außerdem die Bewegung der Mitarbeitenden, weil sie öfter aufstehen und den Platz wechseln. Wenn es um das Wohlbefinden am Arbeitsplatz geht, spielt außerdem die Beleuchtung eine große Rolle. Der Mensch ist von Natur aus an verschiedene Lichtverhältnisse gewöhnt. Im Büro aber ist die Beleuchtung gleichtönig. „Das ist zwar nicht gesund, entspricht aber den Vorschriften“, erklärt Ronsiek. Um den natürlichen Lichtverhältnissen näher zu kommen, gibt es biodynamisches Licht, das sich dem Tagesablauf in Lichtfarbe und Intensität anpasst. Auch die Abwechslung von kaltem und warmem Licht gehört dazu. Nicht zu vernachlässigen ist bei der Gestaltung der Räumlichkeiten aus Sicht von Aline Götz auch die Farbpsychologie. „Viele Unternehmen wollen ihre Branding- Farben in den Räumen wiederfinden“, weiß Götz, die bei BPA für die konzeptionelle Objektberatung verantwortlich ist. „Das ist aber nicht immer sinnvoll. Stattdessen lassen sich Farben so einsetzen, dass sie die Funktion des jeweiligen Raumes unterstützen.“ So fördert Blau zum Beispiel die Konzentration und sollte deshalb in ruhigen Bereichen zum Einsatz kommen. Rot oder Orange wiederum wirken anregend und laden zum Kommunizieren ein, weshalb sich diese Farben gut für soziale Bereiche eignen. Auch Elemente wie Grünpflanzen oder verschiedene Materialien wie Holz oder Filz lockern die Optik auf. Außerdem richten einige Unternehmen Arbeitsplätze auf Terrassen oder Dächern ein, um die Mitarbeitenden auf der einen Seite zu Bewegung zu animieren und ihnen auf der anderen Seite die Möglichkeit zu geben, an der frischen Luft zu arbeiten. Im Bereich der körperlichen Gesundheit ist der Faktor Infektionsschutz – auch durch die Corona-Pandemie – noch einmal mehr in den Fokus gerückt. BPA setzt deshalb unter anderem auf Ionisierung, um Viren und Bakterien im Raum unschädlich zu machen. Auch Oberflächen, die Viren und Bakterien abtöten, sind insbesondere in Sektoren wie im Krankenhaus gefragt. „Insgesamt setzt sich die Gesundheit am Arbeitsplatz aus vielen Puzzleteilen zusammen – wichtig ist, dass Unternehmerinnen und Unternehmer dabei sowohl die körperliche Gesundheit als auch das mentale Wohlbefinden ihrer Teams berücksichtigen. Beides hat großen Einfluss darauf, ob sich die Mitarbeitenden bei der Arbeit gut fühlen und so auch gut arbeiten können“, betont Ronsiek.
WIGOS ZU BESUCH
Nicht nur, aber auch angesichts der steigenden gesundheitlichen Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz hat sich BPA in den vergangenen Jahren fast komplett neu aufgestellt. Über die genauen Hintergründe hatte sich unlängst André Schulenberg vom Unternehmens Service der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land im Rahmen eines Unternehmensbesuches informiert. „Die Entwicklung bei BPA ist ein gutes Beispiel dafür, wie erfolgreich es sein kann, das Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und neu zu denken. Dies ist ein wichtiger Prozess, den wir auch im Rahmen eines Geschäftsmodell-Checks anstoßen können“, erläuterte Schulenberg. 1996 wurde BPA als klassischer Büroeinrichter gegründet. „Tisch, Schrank und Stuhl zu verkaufen, war unser Geschäft. Noch vor 15 Jahren waren es die klassischen Produkte, wie der qualitativ beste und ergonomische Bürostuhl oder Schreibtisch, die gefragt waren. Durch die veränderten Bedürfnisse der Arbeitswelt sind die Ansprüche an die Einrichter jedoch größer geworden. Wir haben uns zunehmend auf das Projektgeschäft spezialisiert und sind vom Verkäufer immer mehr zum Berater geworden“, erläuterte Andy Ronsiek. Inzwischen ist die konzeptionelle Objektberatung unter dem Namen BPA Bürokonzept von dem Möbelgeschäft entkoppelt. Das Meller Unternehmen, das 70 Mitarbeiter beschäftigt, betreut die Kunden von der konzeptionellen Beratung, über die Planung, Lieferung und Montage bis zur Abnahme der neuen Bürosituation. Vor dem Einzug können die Kunden einen ersten Blick auf ihren künftigen Arbeitsplatz werfen, wie Andy Ronsiek berichtete: „Bei BPA bieten wir mithilfe von Virtual Reality einen Spaziergang durch die neugestalteten Büros an. Dann können die Mitarbeiter schon mal an ihrem Schreibtisch probesitzen. Unser Ziel ist es schließlich, dass sie sich wohlfühlen.“

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